Jörg Schäfer ist ehemaliger Investmentbanker und überzeugt davon, dass man dringend etwas gegen den Raubbau an den Regenwäldern unternehmen muss. Nach seiner Karriere im Finanzwesen wollte er sich nicht länger mit virtuellen Produkten beschäftigen, sondern nur noch mit Projekten, die man wirklich anfassen kann, die den Menschen einen tatsächlichen Nutzen bringen. Deshalb hat er mit seiner Firma Global Tree Project AG (GTP) das Investitionsmodell Treecycle of Life entwickelt und zu seiner Herzensangelegenheit gemacht. Mit diesem Projekt in Paraguay werden einst mit Urwald bedeckte Flächen wieder aufgeforstet, und mit dem so gewonnenen und verkauften Holz wird eine Rendite für Investoren erzielt.
«Es ist davon auszugehen, dass die heute schon grosse, weltweite Nachfrage nach Holz weiter steigen wird», sagt GTP-CEO Schäfer. Allein die Bevölkerungsentwicklung trage ihren Teil dazu bei, denn 2050 soll es bereits 10,5 Milliarden Menschen auf der Welt geben. «In den ärmeren Regionen der Welt braucht man Holz, um seine Suppe zu kochen und seine Hütte zu heizen.» In der Schweiz würden mittlerweile sogar schon Hochhäuser aus Holz gebaut. «Und auch der Holzbedarf etwa für Möbel, Böden, Toilettenpapier, Papier oder Kleidung wird gross bleiben.»
Eukalyptusplantagen in Paraguay
Holz ist laut Schäfer nicht nur der älteste Rohstoff der Welt, sondern auch immer noch der wichtigste. Man werde Holz auch noch in tausend Jahren brauchen. «Wenn die Abholzung im gleichen Tempo voranschreitet wie in den letzten Dekaden, dann haben wir in 100 bis 150 Jahren ein richtig grosses Problem», gibt er zu bedenken. Deshalb dürfe man, wenn man von Nachhaltigkeit spreche, nur so viel Holz aus einem Wald herausnehmen, wie man in der Lage sei, wieder aufzuforsten, «sonst betreiben wir Raubbau an den nachfolgenden Generationen». Nach diesem Prinzip ist die Anlagemöglichkeit von Schäfers Projekt mit dem Namen Treecycle aufgebaut. Investoren können sich an Eukalyptusplantagen in Paraguay beteiligen. Ihr Anteil mit dem Recht auf die Beteiligung an den Nettogewinnen wird dabei als Token und «Real World Asset» auf der Blockchain abgebildet. Die Blockchain wurde gewählt, um einerseits unabhängig von Kreditinstituten zu sein und andererseits dem Projekt die nötige Sicherheit vor äusseren Angriffen zu gewährleisten.
Der Urwaldschutz steht für Schäfer an erster Stelle. Doch für ihn ist klar, dass Ökologie nur dann funktioniert, wenn sie mit Ökonomie verbunden wird. Mit seiner Firma GTP kauft er Landwirten im südamerikanischen Staat brachliegendes und übersäuertes Land ab. «In Paraguay sind seit 1945 rund 90 Prozent des Urwalds oder Millionen Hektar zerstört worden und viele einheimische Tiere verschwunden. Der Boden eignete sich zum Teil nur noch als Weideland für die Rinderzucht», sagt er. Mit Kalk und Bio-Spezialdünger revitalisiert Treecycle das aufgekaufte Land und pflanzt dort verschiedene Eukalyptussorten.
Dort, wo es noch Urwald hat, wird kein einziger Baum gefällt. «Solch ökologisch wertvollen Inseln schützen wir und reichern sie mit neuen Bäumen an. Dafür verwenden wir die Baumarten Cedro, Westindische Zedrele, Lapacho, Yvyra Pyta, paraguayisches Rosenholz, Guatambú und Peterevy. So vergrössern wir die Urwaldfläche und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz», erklärt Schäfer. «Unsere Wahl ist auf Eukalyptus gefallen, weil dieser Baum sehr robust und extrem schnellwachsend ist. Er wächst bis zu sieben Meter pro Jahr, das erlaubt eine schnellere Ernte.» Schon nach vier Jahren erreicht der Eukalyptus eine Höhe von über zwanzig Metern, herkömmliche Bäume mit vergleichbarer Holzqualität bräuchten dafür ungefähr fünfmal so lange. Diese Baumart eigne sich zudem für fast alle Anwendungen. Beispielsweise habe auch Ikea schon auf Eukalyptusholz umgestellt und eine eigene Produktlinie dafür entworfen. Und auch der Tech-Gigant Apple forste aktuell in Lateinamerika eine Fläche von 100 000 Hektar auf.
Grösstes Naturlogo der Welt aus Bäumen
Seit Beginn der Aufforstung im Jahr 2022 wurden bereits 218 000 Bäume gepflanzt, und dabei wurde auch noch Urwaldhonig produziert. Die für die Pflanzung nötigen Setzlinge stammen aus einer lokalen Baumschule. Gemeinsam mit seinem lokalen Aufforstungspartner hat CEO Schäfer in den vergangenen vierzehn Jahren bereits über 4800 Hektar wieder aufgeforstet. In Paraguay arbeiten rund 150 Menschen an verschiedenen Aufforstungsprojekten, darunter ist eines, mit dem es Schäfer sogar schon ins «Guinness-Buch der Rekorde» geschafft hat. «In der Corona-Zeit entstand bei uns die Idee, das grösste Firmenlogo der Welt zu entwickeln.» Nach langer Planung und Vermessungen mit GPS und Laser wurden der Schriftzug «Treecycle» und das dazugehörige Logo mit Eukalyptusbäumen nachgebildet. Es besteht aus 28 Blättern und der symbolisierten Figur eines Menschen.
«Insgesamt ist unser Naturlogo über einen Kilometer breit, 600 Meter hoch und bedeckt eine Fläche von über vierzig Hektar», fasst er stolz den Rekord in Zahlen zusammen. Sogar vom Weltraum aus ist das einzigartige Werk zu sehen. Die Wirkung aus der Satellitenperspektive zeigt sich etwa via Google Earth anschaulich. Jeder Buchstabe besteht dabei aus neun Baumreihen und erstreckt sich über 0,7 Hektar. «Damit man das Logo gut lesen kann, haben wir mit 3-D-Effekt gearbeitet und Eukalyptussorten in verschiedenen Grüntönen für die Schattierung verwendet», schwärmt Schäfer. Dieser Vorgang sei Präzisionsarbeit gewesen. Am 6. November 2023 wurde die offizielle Urkunde ausgestellt, die den Rekord des grössten Firmenlogos der Welt von über 404 000 Quadratmetern offiziell bestätigt. «Ich bin sehr stolz darauf, dass wir alle das gemeinsam so gut umgesetzt haben», sagt Schäfer.
Mit Blick in die Zukunft formuliert Schäfer das Ziel, auf 10 000 Hektar Land rund zehn Millionen Bäume zu kultivieren. «Dieser Bestand hat dann einen Gegenwert von 21 Franken pro Baum und total 210 Millionen Franken und wird in mehreren Zyklen aufgeforstet und geerntet», führt er aus. Und im optimalen Szenario soll sechzehn Jahre nach Aufforstung dieser Fläche der Gesamtgewinn 949 Millionen Franken für die Investoren betragen. Alle Bäume gehören nach dem Genossenschaftsprinzip anteilsmässig allen Investoren. Die erste Ernte erfolgt nach rund vier bis fünf Jahren und dient dazu, mehr Licht in den Wald zu bekommen und das Breitenwachstum der Bäume zu fördern. Das geschlagene Holz eignet sich bestens für die Herstellung von Pfosten und Zellulose. «In Paraguay wird in Kürze das grösste Zellulosewerk Lateinamerikas eröffnet», erklärt Schäfer und hebt damit den naheliegenden Absatzmarkt hervor. Die Baumkronen und das herabgefallene Laub werden zur Humusbildung wieder auf dem Boden verteilt, und deshalb kommt es zu keinem Nährstoffabtrag wie bei Monokulturen der Landwirtschaft.
Lebenslang ein passives Einkommen
Nach rund acht bis neun Jahren kann die zweite Ernte eingebracht werden. «Dieser Schlag geht dann in die Produktion von Zellulose und Möbeln,» sagt Schäfer. Ab dem elften oder zwölften Jahr werden die verbliebenen Bäume herausgenommen. Diese Ernte ist dann hauptsächlich für Wertholz in der Bauwirtschaft oder für die Möbelindustrie vorgesehen. Die Gewinne des Unternehmens werden in drei Teile aufgeteilt. 90 Prozent aller Gewinne erhalten die Investoren. Davon werden 40 Prozent direkt an die Investoren ausgeschüttet. Mit 50 Prozent werden neue Flächen gekauft und direkt aufgeforstet. Der dritte Teil der Erträge, also die verbleibenden 10 Prozent, geht in den Urwaldschutz, die Renaturierung und in soziale Projekte. Die jetzt abgeholzten Flächen werden wiederaufgeforstet. Somit entstehen aus den zu Beginn vorhandenen 10 000 Hektar über einen Zeitraum von zirka zwanzig Jahren 40 000 Hektar, wie Schäfer erklärt, und mit jedem neuen Zyklus werde die Anlage für Investoren ein grosses Stück werthaltiger.
Jörg Schäfer ergänzt «Jeder sollte selbst Verantwortung für unseren Planeten übernehmen und sich überlegen, wie er seinen Beitrag leisten kann. Und weiter: «Wer sich also für diese nachhaltige Wertanlage und das Gold des 21. Jahrhunderts als Quelle für ein lebenslanges passives Einkommen interessiert, kann sich bei uns online registrieren und investieren. Wir freuen uns über jeden, den das Treecycle-Projekt überzeugt und der uns dabei unterstützen möchte.»
Michael Baumann
Link zum Artikel in “Die Weltwoche”: https://weltwoche.de/story/holz-das-gold-des-21-jahrhunderts/